Altes Pferd - glückliches Pferd! Tipps für die Fütterung

Ich möchte dir hier ein paar Tipps und Gedanken mitgeben, wie du dein Pferd liebevoll durchs Alter begleiten kannst – mit einer Fütterung, die es bestmöglich unterstützt.

Es gibt kaum etwas Schöneres, als sein Pferd viele Jahre lang zu begleiten und zu sehen, wie es mit uns zusammen älter wird. Diese besondere Bindung, die man über Jahre aufgebaut hat, macht das „Seniorenpferd“ zu einem echten Familienmitglied.
Genau wie bei uns Menschen verändern sich mit den Jahren jedoch auch beim Pferd die Bedürfnisse. Vor allem die Fütterung spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, dein Pferd fit, gesund und zufrieden alt werden zu lassen.

In diesem Blog zeige ich dir, worauf du bei der Fütterung deines Pferdes im Alter besonders achten solltest - von der richtigen Raufuttermenge über Heuersatz bei Zahnproblemen bis hin zu Mineralstoffen, Wasserversorgung und praktischen Tipps.

Inhalt

  1. Der Body-Condition-Score (BCS) – So erkennst du den Ernährungszustand
  2. Raufutter als Basis – Die wichtigste Grundlage
  3. Heuersatz und eingeweichte Futtermittel für Pferde mit Zahnproblemen
  4. Fresszeiten und Ruhe beim Fressen
  5. Mineralstoffe, Vitamine & Spurenelemente
  6. Energiequellen für Senioren – Öle und Saaten
  7. Praktische Tipps für die Wasserversorgung

1. Der Body-Condition-Score (BCS)

Mit zunehmendem Alter verändert sich die Figur deines Pferdes oft schleichend. Manche Pferde nehmen ab, obwohl sie ausreichend Futter bekommen, andere setzen plötzlich Fettpolster an. Um diese Veränderungen frühzeitig zu erkennen, lohnt es sich, den Body-Condition-Score (BCS) regelmäßig zu bestimmen.

Beim BCS tastest du an sechs Körperstellen (Hals, Schulter, Brustwand, Rücken, Hüfte, Schweifansatz) ab, wie viel Fettgewebe bzw. Muskelgewebe vorhanden ist:

  • BCS 1–3: zu dünn
  • BCS 4-6: Idealfigur
  • BCS 7–9: zu dick

👉👉 Eine einfache Anleitung dazu findest du in meinem Blogbeitrag zum Body-Condition-Score

2. Raufutter als Basis – Die wichtigste Grundlage

Raufutter ist und bleibt das Herzstück jeder Pferdefütterung – egal ob dein Pferd jung, im Training oder schon ein erfahrener Senior ist. Besonders für ältere Pferde ist eine ausreichende Versorgung mit Raufutter der Schlüssel zu Gesundheit, Wohlbefinden und einem stabilen Gewicht. Ohne genug Heu, Heulage oder vergleichbare Alternativen wird dein Pferd langfristig Probleme bekommen: Verdauungsstörungen, Muskelabbau, Gewichtsverlust und sogar Verhaltensauffälligkeiten können die Folge sein.

Ein gesundes Pferd sollte täglich 1,5–2 kg Raufutter pro 100 kg Körpergewicht fressen.

  • Dünnes Pferd → 2 kg/100 kg
  • Normales Pferd → 1,7 kg/100 kg
  • Dickes Pferd → 1,5 kg/100 kg

Beispielrechnung

👉👉 Tipp: Miss regelmäßig nach, wie viel Heu dein Pferd tatsächlich frisst. Gerade Senioren lassen häufig Reste liegen oder sortieren grobe Halme aus.

Warum Raufutter so unverzichtbar ist

  1. Gesunde Verdauung: Pferde sind Dauerfresser. Ihr Magen produziert ständig Magensäure, die durch Raufutter gepuffert wird. Zu lange Fresspausen erhöhen das Risiko für Magengeschwüre.
  2. Darmflora: Heu liefert Ballaststoffe für die Bakterien im Dickdarm. Eine stabile Darmflora schützt das Immunsystem und verbessert die Nährstoffaufnahme.
  3. Psyche: Ausreichend Raufutter reduziert Stress und verhindert Verhaltensprobleme wie Weben oder Koppen.
  4. Körperwärme: Rohfaser wird im Dickdarm fermentiert und hält das Pferd besonders im Winter warm – wichtig für Senioren, die mehr Energie für die Thermoregulation brauchen.

So kontrollierst du die Heuaufnahme

Gerade bei älteren Pferden lohnt es sich zu überprüfen, wie viel Heu tatsächlich gefressen wird.

  • Abwiegen: Füttere deinem Pferd für 24 Stunden eine exakt abgewogene Menge Heu und kontrolliere, wie viel übrig bleibt.
  • Einzeln füttern: Bei Gruppenhaltung oder rangniedrigen Pferden ist eine zeitweise Einzelhaltung sinnvoll, um genaue Werte zu bekommen.
  • Auffälligkeiten beachten: Lässt dein Pferd viel Heu liegen, spuckt Wickel aus oder verliert Gewicht, kann das auf Zahnprobleme hindeuten – hier ist eine Kontrolle durch den Pferdezahnarzt wichtig.

Mein Tipp aus der Beratung

Die meisten Senioren, die zu dünn sind, bekommen schlicht zu wenig Raufutter, sei es durch Zahnprobleme, Stress in der Herde oder unpassende Heuqualität. Bevor du also zu teuren Spezialfuttern greifst, überprüfe immer zuerst:

  • Menge und Qualität des Heus
  • Zugang zu Futterplätzen (Stichwort Rangordnung!)
  • Zahnstatus

Eine solide Raufutterversorgung macht oft 90 % der Fütterung aus – der Rest ist Feinarbeit.

3. Heuersatz und eingeweichte Futtermittel

Viele Senioren haben Zahnprobleme: Zähne fehlen, sind unregelmäßig abgenutzt oder schmerzen. Das führt dazu, dass sie Heu nicht mehr gründlich kauen können – typische Anzeichen sind Futterwickel, lange Fresszeiten oder Gewichtsverlust.

Damit dein Pferd trotzdem ausreichend Rohfaser bekommt, ist ein Heuersatz unverzichtbar. Hier bietet der Markt eine breite Auswahl an Futtermitteln, die leicht zu kauen und zu verdauen sind.

Heuersatzmittel

Wann sollte Heuersatz eingesetzt werden?

  • Wenn dein Pferd weniger als 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht frisst
  • Bei Zahnverlust oder deutlichen Kauproblemen
  • Wenn trotz ausreichend Heu ein Gewichtsverlust auftritt
  • Als Ergänzung in der Winterfütterung, wenn das Heu nicht in optimaler Qualität vorliegt

Praxis-Tipps für die Fütterung von Heuersatz

Immer einweichen! – Besonders Heucobs, Luzernecobs und Rübenschnitzel müssen ausreichend mit Wasser quellen, um Schlundverstopfungen zu verhindern.

Mehrere kleine Portionen – Senioren profitieren von 3–4 Portionen über den Tag verteilt, damit Magen und Darm gleichmäßig gefüllt bleiben.

Kombinieren statt ersetzen – Wenn dein Pferd noch etwas Heu frisst, biete trotzdem zusätzlich eingeweichte Cobs oder Rübenschnitzel an, um die Ration aufzufüllen.

Individuelle Vorlieben – Manche Pferde mögen Luzerne lieber, andere bevorzugen Rübenschnitzel. Probiere verschiedene Sorten und Konsistenzen (dünner Brei vs. fester Brei).

Gerade bei sehr alten Pferden ist es manchmal nötig, die Raufutterversorgung komplett über Heuersatz abzudecken. Das bedeutet organisatorisch und finanziell zwar etwas mehr Aufwand, aber es lohnt sich: Denn die Darmgesundheit, das Körpergewicht und das Wohlbefinden deines Seniors hängen maßgeblich von der Rohfaseraufnahme ab.

4. Fresszeiten und Ruhe beim Fressen

Ein ganz wesentlicher Punkt in der Seniorenfütterung ist nicht nur das Was, sondern auch das Wie lange. Pferde sind Dauerfresser – ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, über viele Stunden hinweg kleine Portionen rohfaserreiches Futter aufzunehmen. Gerade alte Pferde brauchen für diese Tätigkeit jedoch spürbar mehr Zeit als jüngere.

Während ein junges, kräftiges Pferd sein Heu vergleichsweise schnell herunterkaut, kann ein älteres Pferd für die gleiche Menge doppelt so lange benötigen. Die Gründe dafür liegen vor allem in der nachlassenden Zahnsubstanz, einer schwächeren Kaumuskulatur und manchmal auch in einer geringeren Fressmotivation.

👉 Das bedeutet in der Praxis:

  • Dein Senior braucht mehr Ruhe und Zeit zum Fressen.
  • In Gruppenhaltung kann es sein, dass er nicht genug Futter abbekommt, weil ranghöhere Pferde ihn verdrängen.
  • Stress beim Fressen führt nicht nur dazu, dass er weniger frisst, sondern kann auch zu Magenproblemen und einer schlechteren Verdauung beitragen.

🐴 Was du tun kannst:

  • Separates Zufüttern: Stelle deinem Pferd sein Futter zeitweise getrennt von der Herde zur Verfügung, damit es in Ruhe fressen kann.
  • Mehrere kleine Mahlzeiten: Senioren profitieren davon, wenn die Rationen auf 3–4 Portionen am Tag verteilt werden.
  • Fresspausen vermeiden: Längere Pausen als 4 Stunden sind problematisch, da der Pferdemagen ständig Magensäure produziert. Wird diese nicht durch Futter gepuffert, steigt das Risiko für Magengeschwüre.
  • Beobachten statt schätzen: Schau dir genau an, wie lange dein Pferd tatsächlich frisst. Manche Senioren knabbern über viele Stunden hinweg und hören immer wieder auf, andere geben nach kurzer Zeit auf und lassen Reste liegen.

👉👉 Tipp: Achte nicht nur auf die Menge des Futters, sondern auch darauf, ob dein Pferd wirklich die Chance hat, es in Ruhe zu fressen. Ein scheinbar „schlechter Fresser“ ist oft kein wählerisches Pferd, sondern schlicht eines, das nicht genug Zeit oder Ruhe bekommt, um seine Ration zu bewältigen.

5. Mineralstoffe, Vitamine & Spurenelemente

Gerade im Alter kann dein Pferd bestimmte Nährstoffe nicht mehr so gut verwerten wie in jungen Jahren. Deshalb lohnt es sich, die Mineralstoff- und Vitaminversorgung besonders im Blick zu behalten. Ein gut abgestimmtes Mineralfutter ist dabei eine wertvolle Unterstützung und sorgt dafür, dass dein Pferd lange fit, glänzend im Fell und widerstandsfähig bleibt.

Damit du einen schnellen Überblick bekommst, habe ich dir die wichtigsten Nährstoffe für ältere Pferde in einer Tabelle zusammengestellt – mit ihrer Funktion und warum sie gerade für Senioren so wertvoll sind.

6. Energiequellen für Senioren – Öle und Saaten

Viele ältere Pferde verlieren mit den Jahren an Gewicht, weil sie ihr Raufutter schlechter verwerten oder schlicht mehr Energie für Körperwärme und Stoffwechsel benötigen. Kraftfutter ist dafür nicht immer die beste Wahl, da es oft zu viel Stärke und Zucker enthält, was den Stoffwechsel unnötig belastet. Eine schonende Möglichkeit, zusätzliche Kalorien zu liefern, sind Pflanzenöle und Saaten.

Warum ist Öl so wertvoll?

  • Energiebooster: 1 ml Öl liefert ca. 9 kcal – das ist mehr als doppelt so viel Energie wie Getreide.
  • Schonend für den Stoffwechsel: Fett enthält keine Stärke und keinen Zucker – ideal für Pferde mit EMS, Cushing oder Hufrehe-Risiko.
  • Fellglanz: Leinöl und Leinsamen fördern ein glänzendes Fell und gesunde Haut.

💡 Wichtig: Öle immer langsam einschleichen, damit sich der Darm anpasst.

Hier habt ihr eine Übersicht über die Öle, die ihr eurem Pferd geben könnt

Saaten als Ergänzung

Saaten sind nicht nur Energielieferanten, sondern bringen auch Struktur ins Futter. Hier einige Beispiele.

  • Leinsamen (ganz oder geschrotet): gut für die Verdauung, wirken leicht schleimbildend und schützen die Magenschleimhaut.
  • Sonnenblumenkerne: energiereich, liefern hochwertige Fettsäuren.
  • Schwarzkümmelsamen: können die Atemwege unterstützen (in kleinen Mengen).

Natürlich sollten die Saaten  immer frisch sein und nicht schimmeln.

👉👉Tipp: Wenn dein Senior schwerfuttrig ist, mische eingeweichte Heucobs oder Rübenschnitzel mit einem Schuss Öl und ein paar Leinsamen. Diese Kombination wird meistens sehr gut gefressen und bringt gleichzeitig Energie, Rohfaser und gesunde Fette ins Pferd.

7. Praktische Tipps für die Wasserversorgung

Wasser ist das am meisten unterschätzte Futtermittel überhaupt – und gerade für ältere Pferde lebenswichtig. Während junge Pferde meist problemlos trinken, zeigen viele Senioren im Laufe der Jahre ein anderes Trinkverhalten: sie trinken weniger, seltener oder nur unter bestimmten Bedingungen. Das kann schnell zu Verdauungsproblemen, Verstopfungskoliken oder Leistungseinbrüchen führen.

Warum trinken Senioren oft zu wenig?

  • Nachlassendes Durstgefühl: Mit dem Alter reagiert der Körper weniger sensibel auf Flüssigkeitsmangel.
  • Zahnschmerzen oder empfindliches Maul: Manche Senioren meiden kaltes Wasser, wenn die Zähne empfindlich sind.
  • Schwankende Temperaturen: Kaltes Wasser im Winter oder abgestandenes Wasser im Sommer kann die Aufnahme verringern.
  • Fütterung mit Trockenfutter: Wenn viel Heu oder Heucobs trocken gefüttert werden, steigt der Wasserbedarf erheblich.

So kannst du die Wasseraufnahme fördern

  1. Wassertemperatur anpassen: Pferde trinken deutlich lieber, wenn das Wasser im Winter leicht temperiert (8–12 °C) ist.
  2. Zugänglichkeit prüfen: Alte Pferde mit Arthrose oder Nackenproblemen tun sich manchmal schwer, aus tiefen Eimern oder Selbsttränken zu trinken. Biete daher Wasser in angenehmer Höhe an.
  3. Mehrere Wasserstellen: Besonders in Gruppenhaltung lohnt es sich, zusätzliche Eimer aufzustellen – so wird das Pferd nicht verdrängt.
  4. Schmackhaftes Wasser: Ein Schuss Apfelessig, Malzbier oder ein paar Tropfen Apfelsaft können das Wasser geschmacklich interessanter machen.
  5. Flüssigkeit ins Futter bringen: Heucobs, Rübenschnitzel oder Mash immer gut einweichen. Ideal sind 3–4 l Wasser pro kg Trockensubstanz – das sorgt automatisch für zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme.

👉👉Tipp: Achte besonders im Winter auf die Trinkmenge. Viele Pferde trinken bei Frost kaum noch, was schnell zu Verstopfungskoliken führen kann. Ein lauwarmes Mash oder eingeweichte Rübenschnitzel sind dann die perfekte Lösung, um Flüssigkeit und Energie gleichzeitig aufzunehmen.

Ein älteres Pferd zu begleiten, ist etwas ganz Besonderes. Mit der richtigen Fütterung, viel Geduld und liebevoller Aufmerksamkeit kannst du deinem Senior helfen, auch im hohen Alter gesund, beweglich und zufrieden zu bleiben.
Wichtig ist vor allem: ausreichend gutes Raufutter, angepasste Energie- und Mineralstoffversorgung, genug Wasser und Ruhe beim Fressen.

Beobachte dein Pferd regelmäßig, nutze den Body-Condition-Score als Orientierung und passe die Fütterung individuell an. So schaffst du die besten Voraussetzungen, damit dein Pferd viele glückliche und unbeschwerte Seniorenjahre genießen kann 🐴🧡😊

Ich hoffe, dass dieser Blog euch einen kleinen Einblick über die Ernährung älterer Pferde gegeben hat. Mit dem richtigen Wissen könnt ihr die Gesundheit und das Wohlbefinden eurer Vierbeiner fördern.

Solltet ihr weitere Fragen haben oder eine individuelle Beratung wünschen, stehe ich euch jederzeit gerne zur Verfügung.

Eure Futterberaterin Ingrid 🐴🌾

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